Jugendliche beugen sich über ein Solarmodul und stecken Kabel zusammen.

Start Your Makerspace – Vier Schulen haben losgelegt und wir durften sie begleiten

Ein Raum, Internet, Computer, Bohrmaschine, 3-D-Drucker, Öffnungszeiten, Zutrittsregeln … Was braucht es eigentlich (wirklich), um einen Makerspace in einer Schule einzurichten? Und ihn dann auch zu betreiben? Dieser Frage sind wir in unserem Pilotprojekt Start Your Makerspace auf den Grund gegangen.

„Man müsste einen eigenen Makerspace an der Schule haben, um nach den Hackdays an den Prototypen weiterzuarbeiten.“ Dieser Wunsch wurde so oder so oder ähnlich nach einigen Hackdays-Veranstaltungen seit Beginn von Make Your School geäußert. Eine Idee, die auch wir im Projekt richtig gut finden. Es beschäftigt uns immer wieder die Frage, wie man Hacking und Making als Arbeitsmethoden auch langfristig an Schulen etablieren kann. Im Pilotprojekt Start Your Makerspace haben vier unserer Schulen, hier Pilotschulen genannt, diesen Ansatz nun umgesetzt und wir durften gemeinsam lernen.

Start Your Makerspace in Kürze:

  • Mai 2022: Ausschreibung und Suche nach vier Schulen für die Pilotphase
  • November 2022: virtuelles Kick-off-Event – Eine Vision für den eigenen Makerspace
  • November 2022 bis März 2023: Renovierung und/oder Einrichtung der Räume, währenddessen regelmäßige digitale Treffen mit den Lehrkräften
  • März 2023: virtuelles Zwischenevent – Erfahrungsaustausch und Vorstellung der Entwicklungsschritte
  • März bis Juni 2023: Inbetriebnahme des Makerspaces und Probelauf mit einem Hacking-Projekt, währenddessen regelmäßige digitale Treffen mit den Lehrkräften
  • Juni 2023: virtuelles Abschlussevent – Erfahrungsaustausch, Feedback, Perspektiven für die Nutzung im Schulalltag

Co-Creation – gemeinsam ein Format entwickeln

Der Ansatz bei Start Your Makerspace heißt Co-Creation. Dabei entwickelt man ein Produkt oder Format mit der Zielgruppe zusammen und nicht für die Zielgruppe. Heißt hier konkret: Die Schulteams begleiten uns in der Entwicklung und Pilotierung unseres vielleicht neuen Formats und wir begleiten sie bei der Einrichtung ihres eigenen Makerspaces. So ist auch schon das Konzept für die Hackdays von Make Your School entstanden. Mit diesen Erfahrungen sind wir hier in die erste Arbeitsphase gestartet und die hieß: Ziele ausloten. Wir wollten mit Start Your Makerspace ein Konzept erarbeiten, das dabei unterstützt, mit einfachen Mitteln einen Makerspace einzurichten.

Folgende Fragen haben wir uns dazu gestellt:

  • Welche räumlichen Möglichkeiten gibt es an Schulen?
  • Wie lässt sich die Schulgemeinschaft einbinden und überzeugen?
  • Wie lassen sich Making-Aktivitäten ans didaktische Konzept andocken?
  • Welche technische Ausstattung ist nötig/möglich?
  • Und wie lassen sich hierfür finanzielle Mittel akquirieren?
  • Welche Hacking-Projekte können umgesetzt werden?

Alle vier Pilotschulen brachten schon Vorerfahrungen im Hacking und Making von den Hackdays mit. An allen Schulen fehlte allerdings ein einladender Raum, in dem auch danach noch weiter getüftelt und gebastelt werden konnte. Darum haben die Schulteams – bestehend aus Lehrkräften und Schüler*innen – beim digitalen Kick-off-Event zunächst jeweils eine Vision für ihren neuen Makerspace entwickelt und mit Lego ein Modell gebaut. Impulse dafür gab es von unserem Kreativpartner Creators Collective. Das Team begleitet und berät Make Your School seit Beginn bei kreativen, technischen und Designfragen.

Aus Legosteinen ist das Modell eines Raumes mit Möbeln und Geräten dargestellt.
So soll der Makerspace am Gymnasium Wertingen einmal aussehen.
Aus Legosteinen ist das Modell eines Raumes mit Möbeln und Geräten dargestellt.
Auch an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum gab es schon im November viele Ideen für den künftigen Raum.
Mehrere Fotos zeigen ein aus Legosteinen gebautes Modell eines Raumes mit Möbeln und Geräten.
Was gibt es schon? Was wird gebraucht? Das Modell hilft auch an der Johannes-Kepler-Schule Viersen bei der Planung.
Mehrere Fotos zeigen Teile eines Lego-Modells, das den geplanten Makerspace und dessen Einrichtung zeigt.
Mit Blick für die Details entwickelt das Team der GHSE seine Vision für den Makerspace und die gewünschte Ausstattung.

 

 

Ein Raum, ein Team, viele To-dos

Beim Kick-off ging es aber nicht nur um den Raum und was darin alles stehen könnte. Die Arbeitsgruppen haben sich auch überlegt, was die nächsten Schritte sein sollen, sich über Stärken und Interessen der Mitglieder ausgetauscht und entsprechend Aufgaben für die weitere Arbeit verteilt. Erfahrungen und Tipps bekamen sie dazu aus Kurzvorträgen und Fragerunden mit Gästen wie dem Schweizer Lehrer Philipp Zimmer, der an seiner Schule in Wigoltingen bereits einen Makerspace eingerichtet hat – ebenfalls im Rahmen eines Projektes.

Dann ging es los: Es wurde geräumt, ausgemistet, eingerichtet, Möbel gesucht, Sägen gefunden, Absprachen mit Hausmeistern und Schulleiterinnen getroffen, Computer aufgestellt. Während der Arbeitsphase haben sich die Lehrkräfte schulübergreifend digital und die Teams in den Schulen vor Ort in regelmäßig digitalen Runden ausgetauscht. Im zweiten großen Treffen zur Schuljahreshälfte im März 2023 haben sich die Schulen dann gegenseitig vorgestellt, was sie seit November 2022 geschafft haben. Natürlich ging es in diesem Zwischenevent auch um viele offene Fragen: Wie kann man freies Arbeiten im Makerspace fördern? Oder sind feste Projekte besser? Woher kriegt man Geld für Werkzeug? Welches braucht es überhaupt (wirklich)? Wie sieht ein gutes Raumnutzungskonzept aus? Fragen, die die Schulen größtenteils sehr individuell beantworten müssen, da die Voraussetzungen, Schulformen, Anknüpfungsmöglichkeiten an Lehrkonzepte oder bestehende Werkräume und auch Vorschriften sehr unterschiedlich sind.

Jugendliche nehmen naturwissenschaftliche Apparaturen von Schränken herunter. Andere sortieren allerlei Dinge auf Tischen.
Wie die Pilotschulen mit viel Einsatz Chemiesammlungen und Abstellräume in Orte zum kreativen Tüfteln verwandelt haben, zeigen wir euch auf den Schulunterseiten im Bereich Start Your Makerspace.

 

Ein Praxistest für die neuen Makingspaces

Beim Zwischenevent im März 2023 haben wir außerdem vier vorgestellt, die Creators Collective als erste Projektimpulse für die neuen Räume konzipiert hat. Die Schulen konnten zwei der Ideen auswählen und erhielten das benötigte Material. Gebaut wurden, unterstützt durch Mentor*innen von Make Your School, drei der vier angebotenen Ideen: zwei Roboterfahrzeuge, ein Vertikalgarten und eine Handyladestation im Solarbetrieb. Eine Übersicht der Baumaterialien, eine Zusammenfassung möglicher Arbeitsschritte und Inspiration für die Weiterentwicklung dieser drei Projekte sind ab Herbst in der Maker-Ecke hier auf der Webseite zu finden.

Vier Jungs stehen für ein Gruppenbild zusammen und lachen. Einer hält den Prototypen des Roboters in der Hand.
Gleich zwei Prototypen des Roboters hat das Team in Emmendingen fertiggestellt!
Sieben Jugendliche stehen hinter einer Holzpalette und lachen in die Kamera. Vor der Bank kniet ein junger Mann und lächelt ebenfalls in die Kamera.
Freude in Wertingen: Unterstützt durch Mentor Roman haben sie ihr Hackingprojekt gestartet. Dabei konnten alle ihre Fähigkeiten und Talente einbringen....
Ein Lehrer sitzt mit einer Schülerin am Tisch, vor ihnen viele Kabel, Werkzeuge und technische Bauteile. die Schülerin steckt Kabel zusammen, der Lehrer schaut ihr dabei zu.
Letzte Kabel verbinden, dann ist die Ladestation fürs Smartphone fertig.
Das Photovoltaikmodul ist mit Kabeln an einem Bildschirm, einem Mikrocontroller, einem Laderegler und weiteren Komponenten angeschlossen.
Dank Photovoltaikmodul können Smartphones im Makerspace jetzt mit erneuerbaren Energien geladen werden.

 

 

Erste Ergebnisse

Und, hat es funktioniert? Die kurze Antwort ist: Ja! Beim digitalen Abschlusstreffen gab es digitale Führungen durch die vier neuen Makerspaces: In kurzen Videos zeigten die Teams ihre Räume und wieviel sie in den wenigen Monaten erreicht haben. Außerdem tauschten sich die Teams der Schulen bei dem Treffen dazu aus, wie in Zukunft in den Makerspaces weitergearbeitet werden soll: in Form eines Wahlkurses oder als Ort für eigene Projekte, als reguläre Making-AG oder mit dem Ziel, langfristig auch im Makerspace zu unterrichten.

Eine weitere Brainstormingrunde gab es danach zu diesen vier Fragen: Wie kann man mehr Schüler*innen dafür begeistern, den Makerspace zu nutzen? Wie Lehrkräfte dazu bringen, das Projekt zu unterstützen?  Wie kann man die Schulleitung vom langfristigen Mehrwert überzeugen? Und wie kann man Firmen oder Institutionen dazu bringen, Material oder Know-how beizusteuern? Auch hier gibt es nicht die eine Lösung für alle, aber eine Menge Ideen.

Aber was braucht es denn nun (wirklich), um einen Makerspace in einer Schule einzurichten? Ein Ergebnis dieses Pilotprojektes ist, dass es dafür kein allgemeingültiges Rezept geben kann.

Was wir wissen

Mit einem engagierten Team, einem Raum und einer unterstützenden Schulleitung lässt sich an einer Schule ein Makerpace einrichten. Diese Makerspaces können sehr unterschiedlich aussehen, ausgestattet sein und je nach Schule, Ressourcen und Interessen verschiedene Schwerpunkte haben. Wir sind auf jeden Fall gespannt, wie es in den Makerspaces weiter geht und haben in dieser Pilotphase viel gelernt.

Was wir noch nicht wissen

Der nächste Schritt ist nun, das Gelernte zu sichten und zu evaluieren, ob ein Format wie Start Your Makerspace Potenzial hat, weitere Schulen bei der Einrichtung eines Makerspaces zu unterstützen. Offene Fragen sind außerdem: Ist ein schuleigener Makerspace ein Garant dafür, die Themen Hacking und Making langfristig an einer Schule zu verankern? Gelingt es Lehrkräften, Ressourcen dafür freizumachen, um die Aktivitäten begleiten können? Funktionieren die Zugangskonzepte, die die Schulen für ihre Makerspaces gefunden haben? Um darüber mehr zu erfahren, bleiben wir mit den vier Schulen in Kontakt und machen im Herbst eine Auswertungsrunde. Dabei schauen wir, wie es im neuen Schuljahr mit den Makerspaces weiter geht.

Bis dahin wird das Gelernte der Pilotphase von Start Your Makerspace nach und nach im Bereich Maker-Ecke hier auf der Webseite veröffentlicht. Außerdem gibt es  Fotos und Erfahrungsberichte der vier Schulen und es folgen bald das Startpapier „11 Schritte zum eigenen Makerspace“, eine Übersicht der Hackingideen und im Herbst hier im Blog eine Auswertung der Pilotphase.

Cornelia Feige ist neben der Organisation des Maker Festivals in die Entwicklung neuer Projektformate eingebunden. Anne Weißschädel ist als Projektleiterin Ansprechpartner*in für potenzielle Projektpartner*innen und kümmert sich um die strategische Weiterentwicklung des Projekts.