Eine Mentorin hilft einem Schüler und einer Schülerin beim Programmieren.

Programmieren ist wie Legobauen – nur viel besser

Katja Schwarz ist seit dem Schuljahr 2018/2019 Mentorin bei Make Your School. Sie schreibt, wie sie über Umwege zur Informatik gekommen ist und warum Programmieren für sie wie grenzenlos kreatives Legobauen ist.

Bereits als Kind wollte ich verstehen, warum die Dinge so sind wie sie sind. Wieso fällt ein Stein schneller als eine Feder? Warum sinkt dieser Stein dann im Wasser auf den Grund, wohingegen die Feder schwimmt?
So war ich in der Schule immer begeistert von den Naturwissenschaften, besonders Physik und Chemie – aber auch Mathematik gefiel mir, weil es gewissermaßen die Sprache der Naturwissenschaften ist.
Dennoch war mir nach dem Abitur nicht gleich klar, was ich von Beruf werden wollte. Möchte ich etwas Kreatives studieren, wie Architektur? Oder doch besser Medizin oder Physik? Schlussendlich entschied ich mich dafür Physik zu studieren. „Das ist sehr allgemein und was ich dann genau von Beruf werde, entscheide ich später“, dachte ich mir. Außerdem hat Physik den Ruf eines anspruchsvollen Studiums mit nur wenigen Frauen. Diese Herausforderung reizte mich zusätzlich. Auch über Informatik hatte ich damals nachgedacht, aber Informatik? Das erschien mir trocken und langweilig, theoretisch und weltfremd. Es sollte jedoch nicht lange dauern, bis ich eines Besseren belehrt wurde.

Beim Programmieren sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt

Während meines Bachelorstudiums kam ich schon bald in Kontakt mit dem Programmieren. Anfangs nur für die Auswertung von Experimenten im Laborpraktikum. Doch schnell bemerkte ich, dass man viel mehr mit Algorithmen und Co. machen kann, als nur Geraden an Messwerte zu legen. Besonders faszinierten mich die physikalischen Simulationen: Von einfachen Pendeln über Explosionen mit mehreren Tonnen Sprengstoff bis hin zur Entstehung unseres gesamten Universums. All das konnte man auf einmal am Computer veranschaulichen und im Detail untersuchen.
Am meisten überraschte mich allerdings, wie kreativ man beim Programmieren werden kann. Für mich war es wie Legobauen – nur viel besser. Denn wenn man Code entwickelt, baut man ein großes Programm aus vielen kleinen Bausteinen auf. Im Gegensatz zu Lego kann man allerdings jeden Baustein so benennen und gestalten wie man ihn gerade braucht – der eigenen Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Das veränderte mein Bild von der Informatik grundlegend. Statt trockenem Text in kryptischer Sprache sah ich auf einmal ein flexibles Werkzeug zur Entfaltung meiner eigenen Kreativität, insbesondere in Form von anschaulichen Visualisierungen komplexer Zusammenhänge.

Eine junge Frau beugt sich über Schüler und schaut ihnen über die Schulte wie sie Karten mit technischen Bauteilen darauf begutachten.
Katja im Einsatz als Mentorin bei Hackdays von Make Your School.

 

Selbstlernende Algorithmen, künstliche Intelligenz und Roboter, die Tischtennis spielen

In meiner Bachelorarbeit verband ich das Programmieren mit meinem Hobby der Fotographie. Ich lernte wie man Bilder und Videos am Computer darstellt und Informationen aus ihnen entnimmt. Das gefiel mir so sehr, dass ich während meines anschließenden Masterstudiums mehr und mehr Kurse rund um die digitale Verarbeitung von Bildern am Computer belegte.

Dabei kam ich auch in Kontakt mit sogenannten selbstlernenden Algorithmen, die unter dem Überbegriff der Künstlichen Intelligenz fallen. Diese haben in den letzten zehn Jahren insbesondere die Robotik und Bildverarbeitung revolutioniert. Begeistert vom Potenzial dieser Algorithmen entschloss ich mich nach meinem Masterabschluss dazu, einen Doktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme zu machen. Dort forschen wir an autonomen Systemen, die mit komplexen Umgebungen interagieren. Das sind zum Beispiel selbstfahrende Autos oder tischtennisspielende Roboterarme, aber auch Roboter, die so klein sind wie der Durchmesser eines Haares. Und immer wieder bin ich aufs Neue begeistert, was man alles durch Programmieren ermöglichen und erschaffen kann.

Um genau diese Begeisterung an junge Schüler*innen weiterzugeben, bin ich Mentorin bei Make Your School. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich: Hat man erst einmal hinter die vermeintlich „langweilige“ Fassade der Informatik geblickt, eröffnen sich unzählige Möglichkeiten kreativ zu werden. Die Ideen der Schüler*innen, die wir während der Hackdays als Prototypen in die Realität umsetzen, sind dafür der ideale Beweis.

promoviert am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme. Ihr Schwerpunkt ist „Maschinelles Sehen“, das heißt die Verarbeitung von Bildern und Videos mit intelligenten Algorithmen.