Community-Treffen für Lehrkräfte: Wie Maker Education inspiriert
Von Berchtesgaden und Viersen über Frankfurt bis Bonn: Rund 20 Lehrkräfte folgten der Einladung von Make Your School zum ersten Community-Treffen nach Hamburg, um frische Impulse für Hacking und Making an Schulen zu sammeln. Ein Highlight dabei war der Veranstaltungsort.
Make Your School lebt von seinen vielfältigen Communities: Engagierte Mentor*innen bringen ihre Expertise aus MINT, Design oder Ingenieurswesen ein, Schüler*innen entwickeln mit Begeisterung ihre Hacks – und Lehrkräfte machen die Tüfteltage an Schulen erst möglich.
Rund 180 Projektlehrkräfte aus unterschiedlichen Fachbereichen und Schularten – von Mathe bis Geschichte, von Gymnasium bis Realschule – organisieren jedes Jahr über 80 Hackdays an ihren Schulen. Um diese wichtige Arbeit zu unterstützen und neue Impulse für den Schulalltag zu liefern, organisierten wir am 15. November 2024 gemeinsam das erste bundesweite Community-Treffen in Hamburg.
Ein besonderes Highlight war der Veranstaltungsort: Das Treffen fand im Stübi-Makerspace der Stadtteilschule Stübenhofer Weg statt. Die teilnehmenden Lehrkräfte konnten einen schuleigenen Makingspace erkunden und sich direkt mit Schüler*innen über deren Erfahrungen austauschen!
Zu Gast im Stübi
Zum Auftakt bekamen die Teilnehmenden am Vortag eine Führung durch das FabLab Fabulous St. Pauli. Es arbeitet eng mit unserem Netzwerkhub FabCity Hamburg zusammen. Das 2011 gegründete FabLab ist das älteste der Stadt und verfügt neben 3D-Druckern, Holz- und Metallwerkstätten auch über ein Pilzlabor. Das Fabulous St. Pauli versteht sich als Ort technischer Bildung, Bürger*innen-Innovation und ressourcenschonender Produktion.
Wie Making und Schule zusammengebracht werden können, erfuhren die Teilnehmenden dann am nächsten Tag in der Stadtteilschule Stübenhofer Weg. Die Gemeinschaftsschule in Hamburg-Wilhelmsburg verbindet ein breites Bildungsangebot mit innovativen Lernansätzen wie dem projektbasierten Lernen. Der Stübi-Makerspace spielt dabei eine zentrale Rolle und bietet Schüler*innen aller Altersstufen die Möglichkeit, mit Werkzeugen, Maschinen und digitalen Technologien praktisch zu arbeiten. Der Makingspace ist das Herzstück des Konzepts „Maker Education“ an dieser Schule. Hier lernen Schüler*innen kreativ zu tüfteln und eigenständig zu arbeiten. Gleichzeitig bietet er Raum für Berufsorientierung, inklusive Lernangebote und außerschulische Aktivitäten im Stadtteil.
Besonders spannend ist hier das Peer-Trainer*innen-Programm: Lernende der 9. und 10. Klasse erwerben Kompetenzen, um eigenständig Workshops für jüngere Schüler*innen durchzuführen – etwa Workshops mit BeeBots für Viertklässler*innen oder Lasercutter-Projekte für Fünftklässler*innen. Ein besonderes System motiviert zusätzlich: Im Makerclub wird nach dem Prinzip von Kung-Fu-Gürteln organisiert. Je höher der erworbene Gürtel ist, desto mehr Verantwortung übernehmen die Schüler*innen. Mit steigender Verantwortung dürfen Schüler*innen auch mehr Geräte eigenständig nutzen. Geleitet wird der Club von Pascal Berthy, Physik- und Techniklehrer sowie Koordinator des Lernbereichs.
Wie diese Eigenverantwortung in der Praxis funktioniert, erlebten die Teilnehmenden des Community-Treffens vor Ort. Bei einer Schnitzeljagd durch den Makingspace lösten die Lehrkräfte verschiedene Aufgaben, wie 3D-Druck anwenden, T-Shirts bedrucken und M-Bots programmieren. Schüler*innen aus dem Makerclub unterstützten die Lehrkräfte dabei als Lernbegleitung und übernahmen gleichzeitig die Rolle der Schiedsrichter*innen bei der Punktevergabe. Insbesondere das große Selbstbewusstsein, mit dem die Schüler*innen „ihren“ Stübi präsentierten, sorgte für nachhaltige Begeisterung bei den Make-Your-School-Lehrkräften.
Anschließend stellte Pascal Berthy wesentliche Pfeiler der Maker Education in seiner Schule vor. Besonders die Eigenverantwortung der Lernenden spielt eine entscheidende Rolle. Viele Schüler*innen aus sozioökonomisch benachteiligten Umgebungen würden durch ihr Engagement im Makerspace große Wertschätzung und Selbstwirksamkeit erfahren. Fast nebenbei ist der Stübi ein wichtiger Ort der Berufsorientierung: Angegliederte Schüler*innenfirmen und Praxistage bieten regelmäßig Einblicke in praktische Arbeitsfelder. „Wenn ich sehe, wie Schüler*innen durch die Arbeit im Makerspace aufblühen und ihre Potenziale entfalten können, sehe ich, dass Maker Education wirkt“, sagt Pascal Berthy.
Dank der starken Vernetzung mit sozialen Trägern, Unternehmen aus dem Kiez und anderen Schulen in Hamburg eröffnet der Stübi jungen Menschen viele Zukunftsperspektiven.
Fachliche Arbeit: Impulse für Hacking und Making
Nach der Mittagspause stand die gemeinsame fachliche Arbeit im Fokus. In einem Workshop nahmen die Teilnehmenden die Rolle beratender Lehrkräfte ein und entwickelten Haltungs-, Handlungs- und Veränderungsimpulse anhand verschiedener Szenarien rund um Making und Hacking in Schulen. Eine Gruppe überlegte, wie sich Hackdays besser vor- und nachbereiten lassen. Zum Beispiel könnten kleine Coding-Übungen zum Einsatz kommen. Eine weitere Idee ist es, Schüler*innen aus vorherigen Jahrgängen aktiver einzubinden. Und wenn Schulen keine eigenen Ressourcen haben, könnten lokale Makerspaces oder Bildungsinitiativen helfen, Hacking-Projekte weiterzuführen.
Auch Gender-Aspekte wurden in den Blick genommen. Eine Gruppe sammelt Ideen, um mehr Mädchen für MINT-Themen zu begeistern. Lehrerinnen, die Hacking-Projekte begleiten, und weibliche Expertinnen in Vorträgen können dabei eine wichtige Rolle spielen. Das Betonen kreativer Elemente könnte ebenfalls das Interesse wecken. Und engagierte Schülerinnen könnten andere Mädchen motivieren, selbst mitzumachen und aktiv zu werden.
Eine Gruppe plant sogar einen schuleigenen Makingspace. Die Teilnehmenden entwickelten eine Ideenskizze, die die Verantwortung der Lernenden für ihren Makingspace ins Zentrum rückt. In einem möglichst einzigartigen Raum sollen Schüler*innen und Lehrkräfte gemeinsame Projekte durchführen, um Selbstwirksamkeit zu erfahren. Partnerschaften mit Unternehmen, Ausbildungsbetrieben und Hochschulen sollen den Jugendlichen Einblicke in die Arbeitswelt geben und sie bei Studien- und Berufswahl unterstützen.
Am Ende stellten die Gruppen ihre Ergebnisse vor und diskutierten die Umsetzung. Dabei wurde deutlich, dass die Voraussetzungen in den einzelnen Bundesländern stark variierten. Trotzdem sah Anton Gösele, Lehrkraft am St. Gertrudis Mädchengymnasium in Ellwangen, Chancen für die Zukunft. „Es ist klar, dass bei der Umsetzung der bei den Hackdays begonnenen Inhalte im Schulalltag noch einiges geschehen kann. Hier spielen die länderspezifischen Lehrpläne und die Gegebenheiten vor Ort eine große Rolle. Und doch sehe ich hier ein großes Potenzial für die weitere Arbeit.“
Ausblick
Nach dem erfolgreichen Auftakt in Hamburg soll die Vernetzung der Make-Your-School-Lehrkräfte weitergehen, mit digitalen Impulsformaten und Community-Treffen vor Ort. Dabei stehen weiterhin Praxiseinblicke ins schulische Making und Hacking sowie der Austausch und die Zusammenarbeit der Lehrkräfte im Fokus.