Das Foto zeigt einen Holztisch von oben. Darauf stehen zwei offene Plastikkästen. Die Kästen sind etwa so groß wie ein Laptop und sind durch kleine Plastiktrennwände in viele kleine Fächer eingeteilt. In den Fächern liegen sortiert verschiedene Kabel, Anschlüsse und Steckbretter. Alle Fächer sind fein säuberlich beschriftet.

Nebenjob Materialkofferinventur – „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?”

Oft werde ich von Kommiliton*innen und Freunden gefragt, was ich eigentlich genau mache in meinem Nebenjob. Die kurze Antwort, die ich dann meist gebe, lautet: „Das ist etwas kompliziert, aber im Groben bin ich studentische Hilfskraft in einem Schulprojekt, das Schüler*innen einen Einblick ins Hacken und Maken gibt.“ Oft reicht diese Antwort.

Manchmal kommen aber detailliertere Nachfragen über die genauen Tätigkeitsfelder. Dann nuschle ich meist irgendwas von Materialkoffer-Set, Arduinos, Sensoren und Aktoren und hoffe, dass keine weiteren Fragen kommen. Denn eine echte Antwort wäre viel ausführlicher!

Die Entwicklung des Materialkoffer-Sets

Zwei Türme aus schwarzen Boxen stehen nebeneinander. Der eine besteht aus fünf, der andere aus sechs Boxen. Die übereinander gestapelten Boxen werden von einer Art rotem Gerüst in einem stabilen Turm gehalten. Am Boden sind Rollen für den Transport angebracht. Auf jede Box ist das Make Your School Logo aufgeklebt.
Die erste Generation des Materialkoffer-Sets kam in den Schuljahre 2017/2018 und 2018/2019 zum Einsatz.

Das Projekt Make Your School, für das ich seit meinem FSJ 2017 arbeite, ist in seiner Pilotphase im Schuljahr 2016/2017 mit fünf Hackdays an Schulen – aber ohne ein Materialkoffer-Set – gestartet. Den Schulen wurde für ihre Tüftelworkshops ein bestimmtes Budget zur Verfügung gestellt. Sie konnten damit nach der Planung der Hacks am ersten Tag alle benötigten Materialien einkaufen. Nach der Auswertung der Pilotphase war schnell klar, dass dies nicht optimal war. Für die Lehrkräfte was es schwer abzuschätzen, welche Materialien benötigt würden und was sie einkaufen sollen. Daher blieben viele Materialien übrig oder fehlten plötzlich doch noch. An Orten, in denen das nächste Elektronikfachgeschäft nicht gleich um die Ecke ist, schien es auch eine schier unmögliche Aufgabe alle benötigten Materialien an einem Nachmittag zu besorgen.

Daraufhin wurde auf Basis der Erfahrungen in der Pilotphase ein standardisiertes Materialkoffer-Set entwickelt. Es enthält ein umfassendes Angebot an Sensoren, Aktoren, Mikrocontrollern, Werkzeugen und vielen weiteren Komponenten. Damit – so der Gedanke – soll jede Idee der Schüler*innen prinzipiell als Hack umsetzbar sein. Diese erste Version des Materialkoffer-Sets wird seitdem immer wieder überarbeitet. Die Erfahrungen bei den Hackdays und die vielen Rückmeldungen der Lehrkräfte und unserer Mentor*innen haben uns geholfen, die Inhalte stetig zu optimieren und an die Bedürfnisse anzupassen.

Sortieren, Auffüllen, Nachbestellen, Versenden – Der ewige Kreislauf der Materialkofferinventur

Zu sehen ist eine hüfthohe hellblaue Box mit zwei Schnellverschlüssen an der Vorderseite und Rollen für den Transport. Auf der Box ist das Make Your School Logo aufgeklebt.
Seit dem Schuljahr 2019/2020 sind die Materialkoffer-Sets in diesen schicken Transport-Cases unterwegs.

Kommen wir aber zurück zu meiner Arbeit: Sind die Hackdays an einer Schule beendet, räumen die Schüler*innen die Materialien, die sie nicht in ihren Prototypen verbaut haben, zurück in die Materialkoffer. Diese werden dann zurück nach Berlin ins Make-Your-School-Büro gesendet. Manchmal ist nach den Hackdays keine Zeit alle Bauteile an den vorgesehenen Platz im Materialkoffer-Set zurück zu legen. Das ist auch gar nicht schlimm. Allerdings bedeutet das, dass die Inhalte in der Regel recht chaotisch im Büro ankommen. Meine erste Aufgabe beginnt also mit dem Ordnen der vorhandenen Materialien, dem Sortieren der Materialkarten und dem Überprüfen der Workshop-Materialien. Schreiben alle Stifte noch? Sind alle Materialkarten-Sets komplett?

Die Schüler*innen dürfen alle Bauteile behalten, die sie in ihren Hacks verbaut haben. Schließlich sollen sie auch nach den Hackdays weiter an ihren Prototypen arbeiten können. Das bedeutet natürlich im Umkehrschluss, dass viele Teile nach den Hackdays in den Materialkoffer-Sets fehlen. In einer riesigen Tabelle notiere ich den Materialbestand. Das dauert bei rund 190 Materialien schon eine ganze Weile. Da wir teilweise maximal drei Wochen Zeit für die Inventur und die Nachbestellungen haben bis das Materialkoffer-Set seinen nächsten Einsatz hat (Spoiler: Wir bestellen die Produkte bei unterschiedlichen Händler*innen nach) und dies zeitlich knapp werden kann, haben wir uns ein recht umfassendes Lager mit essentiellen Materialien angelegt. Mittlerweile können wir recht gut einschätzen, welche Bauteile im Durchschnitt wie oft pro Hackday-Veranstaltung gebraucht werden. Das Auffüllen der Materialien, die Kontrolle des Lagerbestands und die Nachbestellungen gehören also zu meinen Hauptaufgaben.

Eine junge Frau sitzt im Schneidersitz auf dem Boden. Um sie herum stehen Plastikkästen mit elektronischem Zubehör, große blaue Boxen, etwas kleinere graue Kisten, Schränke und Tische. Sie hält einen Zettel und einen Stift in der Hand und macht Inventur.

Bei der Inventur werde ich manchmal selbst zur Tüftlerin

Es kommen noch ganz unterschiedliche Aufgaben dazu. Das ist abhängig davon, wie das Materialkoffer-Set bei uns in Berlin ankommt. Neulich musste ich eine Heißklebepistole von gefühlt einem Kilogramm getrocknetem Kleber in Kombination mit alten Stoffresten befreien. So etwas passiert eben mal im Eifer des Gefechts bei echten Tüftler*innen. Da musste ich dann auch kreativ werden: Im Internet habe ich „Life-Hacks“ recherchiert und gelernt, wie man diese Reste am besten abbekommt. Das Mittel der Wahl: Aceton. Ein chemisches Lösungsmittel, das man nur in der Apotheke bekommt und bei dessen Anwendung ein paar Dinge zu beachten sind. Als ich schließlich mit Einmal-Handschuhen die Heißklebepistole mit dem Aceton bei geöffnetem Fenster sauber machte – safety first –  musste ich innerlich schon etwas schmunzeln: Die Arbeitsfelder meines Jobs sind wirklich sehr abwechslungsreich und nie langweilig.

Ein Junge steht vor einer Reihe aus grauen Kisten und Plastikkästen und schaut konzentriert die Bauteile darin an.
Das Materialkoffer-Set im Einsatz bei Hackdays.

Oft finden sich auch Dinge wieder, die wir gar nicht in die Schulen geschickt haben: Von Süßigkeiten über fremde Kabel und Werkzeuge bis hin zu Cuttermessern, die wir aus Sicherheitsgründen selbst nicht im Materialkoffer-Set haben. So etwas wird dann selbstverständlich aussortiert oder an die Schulen zurückgesendet.

Ist alles inventarisiert und aus dem Lager aufgefüllt wird das Materialkoffer-Set wieder für seinen nächsten Einsatz versandfertig gemacht. Insgesamt haben wir derzeit acht Materialkoffer-Sets im Einsatz.

Nach den Hackdays ist vor der Überarbeitung

Wir bekommen häufig Feedback von unseren Mentor*innen, da sie die Expert*innen der Materialien sind. Vor jedem neuen Schuljahr machen wir uns deshalb Gedanken über die Optimierung der Inhalte. Gemeinsam mit unserem Entwickler Creators Collective durchdenken und diskutieren wir jeden einzelnen Vorschlag und behalten auch die Weiterentwicklung der Materialien im Auge.

Zusätzlich wächst Make Your School stetig, immer mehr Projektschulen kommen hinzu. Mehr Hackdays bedeuten auch mehr Materialkoffer-Sets. Deshalb stellen wir vor jedem neuen Schuljahr auch neue Sets zusammen. Das ist ziemlich aufwändig. Darum nutzen wir immer die etwas ruhigere Zeit der Sommerferien für diese Aufgabe.

Ich hoffe, ich konnte einen ausführlichen Einblick in meine Arbeit bei Make Your School und in die Komplexität des Materialkoffer-Sets geben. In Zukunft werde ich auf die Frage nach meinem Job wohl einfach auf diesen Blogartikel verweisen. Eine kürzere Antwort würde meinem Aufgabenbereich und dem Materialkoffer-Set nämlich einfach nicht gerecht werden.

Informationen zu allen Inhalten des Materialkoffer-Sets gibt es auf unserer Webseite. Auf Instagram haben wir außerdem die einzelnen Koffer und deren Inhalte vorgestellt und zeigen, welche Hacks Schüler*innen damit schon gebaut haben.

Das Foto zeigt einen Holztisch von oben. Darauf liegen Plastikverpackungen, ein Karton und ein Plastikkasten mit bunten Transpondern und anderen Bauteilen.
Nachbestelltes Material muss in die richtigen Sortierboxen in den Koffern.

 

ist studentische Hilfskraft und besonders für die Materialkoffer-Sets zuständig. Sie sorgt dafür, dass sie nach den Hackdays wieder sortiert und befüllt werden. Dafür hat sie den Bestand aller Materialien im Blick.