Ein Makerspace für unsere Schule
Als ich das erste Mal von Make Your School gehört habe, wurde mir schnell klar, dass sich das Angebot von den üblichen Bewerbungen von Projekten und Veranstaltungen abhebt. Vor allem, weil es eine mehrtägige Fortbildungsveranstaltung für die mitorganisierenden Lehrkräfte gibt und weil – im Gegenteil zu schulintern-selbstorganisierten Veranstaltungen – die Hackdays fachlich gleich von einem ganzen Team, den Mentor*innen, unterstützt werden. Hinzu kommt das große, wohlorganisierte Hardware-Sortiment, das den Schulen zur Verfügung steht.
Die große Überraschung war die Fortbildung, die sowohl vom organisatorischen, räumlichen und fachlichen Rahmen die Beste war, an der ich in meiner Laufbahn bisher teilgenommen habe. Besonders positiv war für uns konkrete Unterstützung zu erhalten, die über das Know-how hinausgeht, auch im Sinne von (Wo)manpower und Material. Daher sind wir sehr zuversichtlich in die Organisation unserer Hackdays gestartet.
Motiviert und voller Vorfreude in die Hackdays
Neben dem Lehrkräftetraining hat uns das Handbuch bei der Organisation sehr geholfen. Die regelmäßigen Treffen der organisierenden Kollegen ließen schnell ein Teamgefühl aufkommen. Wir verteilten und erledigten die anstehenden Aufgaben schnell und effizient. So konnten wir am ersten Tag der Hackdays ohne Hektik in die Veranstaltung starten.
Erfolgreich und reibungslos liefen dann auch unsere ersten Hackdays ab.
Die Betreuungsintensität haben wir dabei tatsächlich ein bisschen unterschätzt. Wir, aber vor allem alle Mentor*innen, waren beinahe pausenlos im Einsatz und haben zum Gelingen der Hackdays beigetragen.
Als sehr positiv wurde dabei die klare Struktur der Tage mit Ideenfindung, Planung, Hacking-Phase und Impulsvortrag empfunden.
Besonders der verhältnismäßig hohe Anspruch, den die Teilnehmenden an ihre Projekte hatten, ist positiv aufgefallen. Aber auch das vertrauensvolle Verhältnis zwischen den Mentor*innen und den Jugendlichen ist bei unserer Feedbackrunde gleich mehrfach genannt worden.
Nach den Hackdays war uns dann klar, dass wir diese Veranstaltung zu einem sich jährlich wiederholenden Event machen wollen.
Die Schüler*innen wünschten sich einen Ort zum Tüfteln und Bauen
Besonders günstig erwies sich, dass unsere Schule seit kurzer Zeit einen eigenen Raum für technische Schülerarbeiten besitzt, unseren „Makerspace“. Dieser hat sich als offene Werkstatt an unserer Schule etabliert, in der es zwar eine „Makerspace-AG-Zeit“ gibt, aber zu dem auch Schülerinnen und Schüler in unterrichtsfreier Zeit Zugang haben, um ihre Projekte voranzutreiben. Der Raum wurde auch während der Hackdays intensiv genutzt.
Der Makerspace ist eher zufällig entstanden: An unserer Schule gibt es eine „Experimentier-AG“, die sich wöchentlich in einem Unterrichtsraum trifft, um kleine Bausätze zusammenzulöten oder auch größere Projekte für technische Wettbewerbe anzufertigen. Bei den älteren Teilnehmenden entstand der Wunsch nach einem eigenen Raum. Dort sollte es ruhiger zugehen und möglich sein, in der Entwicklung stehende Projekte stehen zu lassen, damit daran auch in Pausen oder am Nachmittag weitergearbeitet werden kann.
Dazu haben sich die Schüler*innen einen kaum frequentierten (fensterlosen) Raum ausgeguckt. Schnell wurde klar, welche Kreativität die Schüler*innen entwickeln, wenn man ihnen den entsprechenden Freiraum lässt. Nach kurzer Zeit gab es in dem Raum bereits unter anderem einen eigenen Kühlschrank für Getränke und eine aufwändige Weihnachtsbeleuchtung.
Allerdings wurden Steckdosen und Stauraum knapp und auch die WLAN-Anbindung war sehr wackelig. Zudem gab es die ersten Nutzungskonflikte, sodass wir uns nach einem knappen Jahr nach einem anderem, ungenutzten Raum umschauten, den wir für uns alleine haben konnten. Dieser war schnell gefunden, doch er war unmöbliert und ohne Werkzeugausstattung. Um all das mussten wir uns kümmern und zwar ohne Budget, denn dieses steht uns (bis heute) noch nicht zur Verfügung.
Spenden, helfende Hände und viel Do-it-Yourself
Wir schrieben verschiedene Firmen in der Umgebung an. Das war ein voller Erfolg: Alle unterstützten uns, mal mit etwas Geld, mal mit Sachleistungen wie Regalen oder einem Akkuschrauber. Bei der Möblierung konnten wir auf ausgediente Tische und Stühle der Schule zurückgreifen, andere Dinge haben die Schüler*innen aus dem „Verschenken“-Teil des Ortsblattes organisiert.
Mittlerweile engagierten sich immer mehr ehemalige Schüler*innen, sodass für Transporte Autos und Anhänger zur Verfügung standen. Durch die vielen helfenden Hände nahm der neue Makerspace immer mehr Form an. Der größte Meilenstein war dabei sicherlich eine großzügige Werkzeugspende einer Firma in unserer Nachbarschaft, die ihre Lehrwerkstatt neu einrichtete und wir deren bisherige Ausstattung übernehmen konnten.
Der Makerspace – ein Aushängeschild unserer Schule
Ich selbst habe mich mit Ideen, Vorschlägen oder Anweisungen ganz und gar zurückgehalten, denn die Planungen und Ideen der Schüler*innen entfesselten immer mehr Energien. Sie setzten defekte, ausgemusterte Beamer instand, kümmerten sich in Eigenregie um die Netzwerkverkabelung und bauten einen „Raum im Raum“ mit Bambusstäben und Europaletten. Eine Werkbank aus einer ausgemusterten Tür und 16 Getränkekisten gehört ebenfalls zu den Eigenkreationen – die vermutlich stabilste Werkbank im Schulhaus. Auch die Projekte wurden vielfältiger: Über die Baden-Württemberg Stiftung und deren „MikroMakro-Mint-Projekt“ konnten Leuchtturmprojekte wie „Schiller in Space – Stratosphärenflüge“, „Schiller unter Strom – Elektromobilität im Alltag“ und „Schiller by the Sea“ (ein Tauchroboterprojekt) finanziert werden.
Den Abschluss und die offizielle Eröffnung wurde durch das Legen einer Glasfaserleitung in den Makerspace gekennzeichnet, finanziert von der Stadt Offenburg und unseres Fördervereins.
In der Retrospektive waren wir überrascht, was mit der Unterstützung der umliegenden Firmen und unserem Förderverein möglich geworden ist. Unser Makerspace ist zu einem richtigen Aushängeschild des Schiller-Gymnasiums geworden.