Auf einem Tisch liegen viele bunte Haftnotizzettel und Materialkarten von Make Your School.

Hackdays statt Hitzefrei

Zum ersten Mal fanden Hackdays an einer Förderschule statt: Unser Regionalpartner KidsLab hat Make Your School an die Franziskus-Schule in Gersthofen gebracht. Ein Bericht übers Ausprobieren und große Begeisterung.

Es war ein heißer stickiger Sommertag, an dem sich die Schüler*innen der 9. Klasse zu den Hackdays an der Franziskus-Schule in Gersthofen bei Augsburg einfanden. Über 30 Grad waren für den Mittag angesagt, eigentlich bestes Wetter, um nach den Abschlussprüfungen ins Freibad zu gehen. Aber für heute stand etwas auf dem Programm, das sich „hacking“ und „making“ nennt. Was auch immer das genau sein sollte.

Dann ging es los: Die Mentor*innen stellten sich und das Projekt vor. Aber eine Frontalpräsentation allein konnte die Jugendlichen noch nicht begeistern. Zum Glück teilte sich die Klasse bald in Kleingruppen auf, betreut von fest zugeteilten Mentor*innen. Anders als bei anderen Hackdays war das eine wichtige Hilfestellung für die Schüler*innen. So lernten Mentor*innen und Schüler*innen sich besser kennen. Gemeinsam steckten sie die Köpfe zusammen, überlegten, was die Probleme im Schulalltag an der Franziskus-Schule sind – und wie man sie lösen könnte.

Jede Gruppe suchte sich eine Idee aus, um in den kommenden Tagen einen Prototypen zu entwickeln. Immer dabei als Unterstützung: die Mentor*innen. Da regte sich Interesse bei den Schüler*innen. Denn die eigenen Ideen umsetzen, ohne Vorgaben durch Lehrkräfte, das klang nach Spaß.

„Frau Scheyer, Frau Scheyer. Gucken Sie mal! Wir haben es geschafft!“

Zunächst kniffelig war die Planung der Hacks. Für viele der Jugendlichen waren die Namen der technischen Bauteile kompliziert. Sie konnten sich nicht vorstellen, was sich dahinter verbirgt. Mit Unterstützung der Mentor*innen haben sie dann aber ins Arbeiten gefunden. Wir nehmen mit, dass unsere Materialien an der ein oder anderen Stelle sicher noch treffender und barriereärmer konzipiert werden können.

Auch die blockbasierte Programmiersprache von Codecraft auf Englisch war für die Jugendlichen neu. Hier mussten sie sich erstmal hineindenken. Mit der Unterstützung der Mentor*innen und dem Einsatz der Materialkarten haben die Schüler*innen etwas über das Prinzip von Input und Output gelernt. Gemeinsam überlegten sie in Gruppen, welche technischen Bauteile sie für ihre Prototypen brauchten. Mit den Materialkarten gingen sie zum Materialkoffer-Set und bekamen von den Mentor*innen die benötigten Bauteile ausgegeben. Nicht alles klappte auf Anhieb, so wie meistens bei Hackdays. Da hieß es Ausprobieren und Dranbleiben.

Kurz bevor die Nachmittagshitze ihren Höhepunkt erreichte, war es dann so weit: An einem Tisch ertönte ein grelles Piepen durch den Raum, am Nachbartisch leuchtete ein Lämpchen auf. „Frau Scheyer, Frau Scheyer. Gucken Sie mal! Wir haben es geschafft!“, rief eine begeisterte Schülerin, als sich ein kleiner Ventilator langsam zu drehen begann. Spätestens jetzt waren alle Schüler*innen voll bei der Sache: Ob programmieren oder erste Ideen für ein Gehäuse entwickeln, jede*r hatte nun etwas zu tun.

Nach einer kühlenden Runde Wassereis kamen die Schüler*innen am Ende des Tages zusammen und erzählten sich gegenseitig von ihren Hacks und den bisherigen Schwierigkeiten bei der Umsetzung.

Eine junge Person sitzt vor einem Laptop und programmiert mit einer blockbasierten Sprache.
Coden mit blockbasierter Sprache erleichtert den Einstieg ins Programmieren.

Mit Quiz und Kreativität durch die Hackdays

Kein Wunder, dass am nächsten Tag alle wieder pünktlich vor Ort waren und sich begeistert an die Arbeit machten. Schließlich wollte auch der Werkraum noch geplündert werden! Zum lockeren Einstieg in den Tag gab es ein Quiz auf der Lernplattform Kahoot, mit der sich die Klasse schon ganz profimäßig auskannte. Ein wichtiges Learning für die Mentor*innen war hierbei, dass kleine, sehr niedrigschwellige Quizformate an Förderschulen gut funktionieren, im Gegensatz zu Frontalpräsentationen. An Tag zwei war es schon einfacher, die Frage „Was ist Hacking?“ zu beantworten.

Wie bei allen Hackdays, begann der zweite Tag mit einem kurzen Impulsvortrag. Gregor Walter vom KidsLab stellte das Suchdrohnenprojekt SearchWing vor. Dann wandten sich die Jugendlichen wieder der Entwicklung ihrer Prototypen zu und alle bastelten und bauten eifrig weiter.

Besonders die Gehäuse wurden immer ausgefallener und extravaganter. Die Schüler*innen der Franziskus-Schule haben dank ihres Werkstattunterrichts viel Erfahrung im Basteln und Werken und konnten dies nun an den Gehäusen ihrer Hacks unter Beweis stellen. Sie steckten besonders viel in die Ausgestaltung ihrer Gehäuse: So wurde aus dem Ventilator, der sich bei großer Hitze selbstständig einschaltet, ein Katzenkopf mit drehenden Schnurrhaaren. Ein Messgerät zur Lautstärke im Klassenraum bekam ein buntes Display und wurde mit einer selbst designten Statue zum Unikat. Der umherfahrende Wischroboter bekam eine blaue Beleuchtung und einen großen grünen Kopf, der den Arduino gekonnt kaschierte und der Snackautomat wurde mit den rosa Streifen noch mehr zum Hingucker.

Der Lautstärkemesser besteht aus einer grünen kleinen Pappkiste. Sie hat vorne zwei Augen und in der Mitte einen bunten Display. Daneben steht ein grünes Männchen, dass an einen Frosch erinnert.
Selten kam ein Lautstärkemesser in so einer kreativen Gestalt daher!
Ein selbstgebauter Ventilator mit Windblättern in Regenbogenfarben.
Dieser farbenfrohe Ventilator schaltet sich bei großer Hitze selbstständig ein.
Der Wischroboter hat unten Räder und eine blaue Unterbodenbeleuchtung. Er hat eine rundliche Form, ist grün angemalt und hat lange Stilaugen.
Ist es ein Wischroboter oder ein außerirdisches Wesen?

 

 

Bühne frei für die Hacks!

Und dann war auch schon der letzte Tag der Hackdays gekommen: Schon beim Reinkommen sprachen die Jugendlichen eifrig miteinander, was sie heute vor der Abschlusspräsentation noch alles fertigstellen müssen. Aber alle Gruppen waren gut in der Zeit. Die Prototypen bekamen noch einen Feinschliff: Der Katzenkopf ein leuchtendes Halsband und der Wischroboter leuchtende Antennenaugen. Der Münzeinwurf des Snackautomaten ging in die Generalprobe, Süßigkeiten wurden zur Ausgabe vorbereitet und die Lautstärkeampel kannte nun auch einen Zwischenwert, bei dem sie eine Vorwarnung gibt.

Schnell gestalteten die Gruppen ihre Poster fertig und verewigten alle Teammitglieder darauf. Für die Schüler*innen war es selbstverständlich, dass die Mentor*innen auch zur Gruppe gehörten, was bestimmt an der intensiven Betreuung lag. Immerhin hatten sie drei Tage miteinander verbracht. Tische wurden zu einem Marktplatz verrückt und die Prototypen an diesen Ständen präsentiert. Dann öffneten sich die Türen für das Publikum: Klassen stürmten begeistert die Marktstände: „Habt ihr das selbst gemacht?“, war eine häufige Frage. Das Staunen darüber, was ihre Mitschüler*innen in nur drei Tagen geschafft hatten, war groß. Der Ansturm riss nicht ab: Es wurde laut geschrien, bis die Lärmampel rot anzeigte, für frischen Wind sorgte der Ventilator, Süßigkeiten purzelten aus dem Snackautomaten, und falls doch mal was daneben ging, war der Wischroboter am Start. Dabei war nicht nur die Schulleiterin Claudia Fendt stolz. „Nächstes Jahr sind wir dann dran,“ freute sich ein Schüler aus der 8. Klasse.

 

unterstützt Schulen bei der Organisation von Hackdays und ist in die Organisation und Programmgestaltung des Maker Festivals eingebunden.