Eine Wand mit vielen Post Its, auf denen steht unter anderem "Power of ideas", "Passion", "Diversity of opinions"

Hackathons, die die Welt verbessern

Gemeinsam die kleinen und großen Probleme der Welt angehen. Ein Hack-Marathon, oder kurz Hackathon, kann den Rahmen dafür schaffen: Menschen kommen zusammen und versuchen, mit Kreativität und Technik eine Aufgabe zu lösen. Hier sind drei Beispiele, was Hackathons leisten können.

Hacken, ist das nicht illegal? Wenn Hacker*innen zwielichtige Gestalten sind, die in dunklen Hinterzimmern sitzen, Daten klauen und böswillig Systeme lahmlegen, dann ja. Darum geht es bei einem Hackathon aber ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Hier sind Hacker*innen kreative Köpfe, die beim Tüfteln mit Technik Probleme lösen.

Ins Leben rufen Hackathons oft gemeinnützige Organisationen, Firmen oder auch Hochschulen. Im Prinzip können aber alle einen Hackathon austragen. Normalerweise läuft das so ab: Es gibt ein Problem, zum Beispiel, dass der Stadtverkehr für Radfahrende unsicher ist. Die Stadtverwaltung veranstaltet deshalb einen Hackathon. Teams melden sich an und haben einige Tage Zeit, eine Lösung zu entwickeln. Das beste Konzept wird ausgezeichnet und umgesetzt.

#WirVsVirus: Ein Hackathon in der Coronpandemie

#WirVsVirus ist ein Hackathon, den die Bundesregierung 2020 veranstaltet hat. 28.361 Tüftelwillige schalteten sich online mit einem Ziel zusammen: Gemeinsam gegen die Auswirkungen der Coronapandemie vorgehen.

Gesagt, getan! Mit vereinten Kräften entwickelten die Teilnehmenden an nur einem Wochenende über 1.500 Lösungsansätze. Es entstanden Apps und Webseiten, die den Zugang zu Corona-Testzentren und Arztpraxen einfacher machen, Schüler*innen beim Lernen unterstützen oder Betroffenen von häuslicher Gewalt helfen. Menschen, die sich teils vor dem Hackathon noch nie gesehen hatten, schlossen sich zu Teams zusammen. Alles, um die Gesellschaft möglichst heil durch die Krise zu bringen.

So viel Engagement für den guten Zweck ist nicht selbstverständlich. #WirVsVirus ist einer der größten Hackathons, den es je gab – und das weltweit.

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Nach der ersten Freude über so viele Teilnehmende kam für die Veranstaltenden ein schwieriger Teil. Sie mussten auswählen, welche Projekte in die zweite Runde kommen. Eine wichtige Entscheidung, denn auf die auserkorenen Teams wartete weitere Unterstützung.

147 Projekte schafften den Sprung in das #WirVsVirus-Umsetzungsprogramm. Den Teams standen Expert*innen, Finanzen und Infrastruktur zur Verfügung. Die Ideen sollten schnell und effektiv umgesetzt werden. Nach einem halben Jahr kam mit der dritten Runde die nächste Hürde auf die Teams zu. Für nur zehn Projekte ging die Reise im Programm weiter. Die Veranstaltenden suchten die Projekte mit hohem Potential und dringender Notwendigkeit heraus. Diese Teams bekamen weitere Hilfestellung und Kontakt zu Förder*innen.

Gewaltfrei in die Zukunft  ist ein Projekt, das im Rahmen von #WirVsVirus entstanden ist und heute noch existiert. Das Team hilft Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Sie wollen die Frauen dabei unterstützen, sich selbst aus der Situation zu befreien. Auch Lern-Fair ist noch aktiv. Zu Hochzeiten der Pandemie lief das Projekt noch unter dem Namen „Corona-School“. Das Team bringt Schüler*innen online mit ehrenamtlichen Hausaufgabenhelfer*innen zusammen.

Hack the Wiki Gap: Für mehr Frauen in der Wikipedia

Wikipedia ist geprägt von weißen Männern. Menschen, die nicht aus der westlichen Welt stammen, sind auf der Plattform unterrepräsentiert. Dasselbe gilt für nicht-männliche Personen. Über alle Sprachen hinweg sind rund 80 Prozent der Wikipedia-Biografien über Männer. Außerdem ist ein Großteil der Wikipedia-Autor*innen männlich. Der Frauenanteil unter den Autor*innen liegt bei nur etwa zehn bis 15 Prozent. 

Mit der Hackathon-Reihe Hack the Wiki Gap will die gemeinnützige Organisation Pauken & Trompeten zwei dieser Probleme angehen. Sie wollen die Gender Gaps – auf Deutsch geschlechtsspezifische Ungleichheiten – in der Wikipedia verkleinern. Und wie geht das am besten? In dem Autorinnen Artikel über Frauen schreiben.

Pauken & Trompeten hat 2023 sechs Hackathons veranstaltet. Jeder mit einem anderen Schwerpunkt. Mal ging es um fehlende Frauen in der Kategorie Sport und Unterhaltung, mal in Forschung und Wissenschaft. Bei den Veranstaltungen sammelten die Teilnehmenden Wissen über bedeutende Frauen und pflegten deren Lebensgeschichten in die Wikipedia ein.

Nicola Brings ist eine deutsche Fußballspielerin. Bei den Weltspielen für Menschen mit kognitiver Behinderung erreichte sie mit ihrem Team schon 2015 den vierten Platz. 2023 gewannen Brings und ihre Mannschaft im gleichen Wettbewerb sogar Bronze. Seit dem Hackathon kann man das auch in der Wikipedia nachlesen. Parshad Esmaeili ist Commedienne und schon 2021 im ZDF Magazin Royale bei Jan Böhmermann aufgetreten. Um ihren Wikipedia-Eintrag haben sich die Teilnehmenden von Hack the Wiki Gap 2023 gekümmert.

Insgesamt sind im Rahmen der Hackathons 165 Biografien entstanden – und 26 neue Wikipedia-Artikel zu Frauen.

//Slash: Von Studis für Studis

Oft nehmen Studierende an Hackathons teil, mit //Slash veranstalten sie selbst einen. Studis der CODE University of Applied Sciences Berlin organisieren das Event. Sie haben sich für ihren Hackathon einen besonderen Dreh einfallen lassen: Die Teilnehmenden hacken 24 Stunden am Stück – danach muss der Hack fertig sein. Da sind Schnelligkeit und Einfallsreichtum gefragt. Die Teams entwickeln eine Idee, ein Projekt und einen Prototypen. Zeitdruck ist vorprogrammiert. Schlaf wird in der Hackingphase zur Nebensache. Etwa 400 Menschen haben sich 2022 dieser Herausforderung gestellt und insgesamt 44 Ideen ausgearbeitet.

//Slash findet seit 2019 jährlich statt. Das Oberthema 2022 war Nachhaltigkeit. Anscheinend ein Thema, das sich gut für einen Hackathon eignet: Die Teams entwickelten ganz unterschiedliche Projekte. Zum Beispiel die App Tamabara: Mit ihr kann man den Barcode von Lebensmitteln scannen und die App gibt den CO2-Fußabdruck des Produktes aus. Ein anderes Team wollte ein Recycling-Problem angehen: Oft landet Abfall im Restmüll, obwohl er eigentlich recycelt werden könnte. Ein automatisches Sortiersystem soll dafür sorgen, dass falsch entsorgte Teile doch noch richtig zugeordnet und wiederaufbereitet werden können.

Gewonnen hat 2022 das Team Expireless. In ihrem Hack ging es um flexible Preise für Lebensmittel. Auf einem digitalen Preisschild im Supermarkt soll einmal wie gewohnt der normale Preis stehen. Dazu kommt ein Extra-Preis für das Produkt, das als nächstes abläuft. Je näher das Mindesthaltbarkeitsdatum rückt, umso niedriger wird der Preis. So kaufen Kund*innen die Produkte im besten Fall zuerst und der Supermarkt muss sie nicht wegwerfen. Die Idee brachte den Entwickler*innen ein Preisgeld von 3.000 Euro ein. Funfact: Bei 24 Stunden Hacking ist das ein Lohn von 125 Euro die Stunde.

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Zwar sind Hackathons kein Garant für erfolgreiche Lösungen, aber sie bieten Menschen, die etwas verbessern wollen, die Möglichkeit, ihre Kreativität für einen guten Zweck einzusetzen. 

war von Oktober bis Dezember 2023 Praktikantin und unterstützte das Team im Bereich Kommunikation.