„Ich habe das Gefühl, dass mir eine neue Tür eröffnet wurde“
Wie ist es, als One-Man-Team beim Maker Festival zu gewinnen? Wie ging es mit dem preisgekrönten Hack weiter? Alumni Ho Young Lee erzählt im Interview von seiner Reise von den Hackdays bis heute – und welche Rolle Make Your School dabei spielt.
Ho Young, du hast vor drei Jahren bei den Hackdays an deiner Schule in Offenburg mitgemacht. Hattest du vorher schon Berührungspunkte mit Hacking und Making?
Ich habe kleine Programme auf dem Computer geschrieben, zum Beispiel ein McDonald’s-Bestellprogramm. Mit Mikrocontrollern oder Hardware-Programmierung hatte ich hingegen keine Erfahrung. Also das Interesse war da, aber die elektronischen Bauteile sind wirklich sauteuer, die kriegt man nicht einfach so. Dann gab es das Angebot von unserer Schule, dass Make Your School kommt und Hackdays veranstaltet.
Nachdem ich mir die Hacks aus den vorherigen Jahren angeschaut hatte, wollte ich unbedingt mitmachen.
Bei den Hackdays hast du dann einen Tischtennisroboter gebaut?
Tatsächlich habe ich damals mit der Gruppe etwas ganz anderes entwickelt – einen Schere-Stein-Papier-Automaten. Als es um das Maker Festival ging, wollten die anderen im Team nicht mit oder hatten etwas anderes vor. Dann habe ich gedacht: „Komm, dann muss ich wohl allein hin“. Ich habe etwas ganz Neues angefangen. So kam der Tischtennisroboter zustande.
Den hast du dann komplett allein gebaut?
Ja, genau. Aber das war kein Problem, weil es auf der Webseite von Make Your School den Materialkoffer gab und da wurde alles erklärt. Auf YouTube gab es auch viele Tutorials. Was Programmierung mit Arduino betrifft, gibt es eine große Online-Community. Auch am Schülerforschungszentrum, in dem ich Mitglied war, konnte ich bei offenen Fragen immer nachhaken.
Dann kam das Maker Festival am 10. September 2022. Wie war es für dich, dort deinen neuen Prototypen vorzustellen?
Es hat mir voll Spaß gemacht! Ich habe die ganzen Sommerferien über an dem Roboter gearbeitet. Dass Leute kamen, sich ihn angeschaut haben und ihn voll cool fanden, hat mir sehr viel bedeutet. Ich habe auch einige Verbesserungsvorschläge bekommen. Die habe ich mir sehr zu Herzen genommen und nach dem Maker Festival weiter an dem Roboter gearbeitet.
Die anderen Teams waren alle supernett und wir haben uns gegenseitig Komplimente gemacht. Ich erinnere mich heute noch sehr gern daran. Immer wenn ich an Berlin denke oder in Berlin bin, muss ich an das Maker Festival 2022 denken. Das war ein großes Highlight für mich.
Was macht deinen Tischtennisroboter so besonders?
Der Roboter kann eigenständig die Halle abfahren und hat vorne eine Sammelvorrichtung, die aus Gummiseilen besteht. Wenn er über einen Ball fährt, wird der Ball aufgenommen, rutscht in den Behälter und kommt nicht wieder heraus. Zusätzlich habe ich eine Abladestation mit einer Keilvorrichtung gebaut. Fährt der Roboter darüber, spreizen sich die Gummiseile auf – ganz ohne zusätzlichen Antrieb oder komplexe Mechanik, nur durch das technische Design – und die Bälle fallen automatisch heraus.
Das Besondere daran ist, dass der Roboter bewusst sehr einfach und kostengünstig konstruiert wurde.
Wie ging es für dich und den Roboter nach dem Maker Festival weiter?
Ich habe ihn zu anderen Wettbewerben mitgenommen. Beim “do it“-Schulwettbwerb, wo es um Schule, Digitalisierung und Verbesserung geht, habe ich den ersten Preis gewonnen und auch den Sonderpreis von der Hochschule Offenburg.
Eine Ehre war auch der Arthur-Fischer-Erfinderpreis: Das ist ein Preis aus Baden-Württemberg für besondere Erfindungen. Die Jury ist schon vorher auf mich aufmerksam geworden und hat mich für den Preis nominiert. Die Badische Zeitung hat dann erfahren, dass ich für den Arthur-Fischer-Erfinderpreis nominiert wurde und daraufhin ein Interview mit mir geführt – noch bevor es zur eigentlichen Auszeichnung kam.
Hast du nach dem Tischtennisroboter noch weitere Making-Projekte gemacht?
Für Jugend forscht habe ich mal einen Scheibenwischer entwickelt, der nicht mit herkömmlichen Gummilippen arbeitet, sondern mit Luftstrom, um die Scheibe vom Wasser zu befreien. Dafür habe ich mich intensiv mit Strömungslehre beschäftigt.
Und beim Maker Festival habe ich vom Alumni-Programm von Make Your School gehört. Da habe ich natürlich mitgemacht, um Kontakte mit anderen zu knüpfen, die das gleiche Interesse haben. Es gibt drei Alumni, mit denen ich zum Beispiel auch privat noch in Kontakt bin. Ich freue mich jedes Mal, die anderen Alumni wiederzusehen und gemeinsam Aktionen und Aktivitäten zu machen. Ich finde es toll, wie das Programm es schafft, dass wir in einer lockeren, spielerischen Atmosphäre zusammenkommen, ohne dass dabei das Hacking und Tüfteln in den Hintergrund gerät. Man merkt jedes Mal, wie viel Kreativität und Motivation in der Community steckt und ich nehme aus den Treffen immer neue Inspiration und Energie mit, sowohl fachlich als auch persönlich.
Dieses Jahr warst du wieder beim Maker Festival, allerdings nicht als Teilnehmer beim Wettbewerb, sondern in einer anderen Rolle.
Genau, dieses Jahr war ich als Jurymitglied mit dabei. Ich habe als Schüler ja selbst Prototypen entwickelt und mitgemacht, ich weiß, was die Schwierigkeiten sind und was viel Zeit raubt. Wenn ich mit den Jugendlichen in Kontakt komme, dann kann ich mich da wiederfinden. Es war cool zu sehen, wie sie ihre Hacks vorstellen und für die Sache brennen. Sowas sollte unbedingt mehr gefördert werden, durch Formate wie das Maker Festival zum Beispiel. Es ist gut, Schüler*innen manchmal diesen Push zu geben, nach dem Motto „Versucht es mal und wir unterstützen euch dabei!“. Da als Jury mitentscheiden und die Preise verleihen zu dürfen, das fand ich schon sehr cool.
Was hat dich dort überrascht?
Ich war sehr erstaunt, dass die Hacks von so einer hohen Qualität waren. Das kann nur heißen, dass die Schüler*innen da sehr viel Zeit investiert haben. Sowas sieht man nicht oft, finde ich. Ich war ja auch auf anderen Wettbewerben und da habe ich schon den Kontrast gemerkt. Auch was Frauen und Männer betrifft, war es sehr ausgeglichen, das fand ich auch sehr cool. Man sieht das auch in meinem Studiengang, da sind eigentlich 90% nur Männer, die das studieren. Beim Maker Festival haben viele Frauen mitgemacht und etwas Tolles entwickelt. Das fand ich sehr erstaunlich.
Studierst du nun auch was in Richtung Technik oder IT?
Ich studiere jetzt Fahrzeugtechnik an der Uni Stuttgart. Fahrzeugtechnik ist es unter anderem geworden, weil ich alles, was fährt oder sich bewegt, sehr spannend finde. Später möchte ich Software entwickeln, die eng mit realen technischen Anwendungen verbunden ist. Ein Ingenieurstudium gibt mir da ein tieferes Verständnis für Systeme, Prozesse und Physik, das ich in einem reinen Informatikstudium so nicht bekomme.
Weißt du schon, was du nach dem Studium machen möchtest?
Ich will auf jeden Fall gerne in die Entwicklung oder Forschung gehen. Was genau es sein wird, weiß ich noch nicht. Ich möchte auf jeden Fall der Gesellschaft einen Mehrwert bieten, das ist mir das Wichtigste.
Gibt es etwas, dass du abschließend noch loswerden möchtest?
Im Nachhinein muss ich einfach sagen, wenn es die Hackdays nicht gegeben hätte, dann frage ich mich, ob mein Leben vielleicht anders gelaufen wäre. Ob ich sowas weitergemacht hätte, oder überhaupt mit solchen Themen in Kontakt gekommen wäre. Ich habe das Gefühl, dass mir dadurch eine neue Tür eröffnet wurde, weil ich viele Möglichkeiten bekommen habe und so diese neue Richtung sehen konnte.