„Auch gerne klein anfangen.“
Bei Start Your Makerspace haben wir im Schuljahr 2022/2023 mit vier Schulen aus ganz Deutschland einen Entwicklungs- und Pilotierungsprozess durchgeführt. Das Ziel: Schulen befähigen und ermutigen, mit einfachen Mitteln einen eigenen Makerspace einzurichten, um Making und Hacking nachhaltig im Schulalltag zu verankern. Georg Weichselbraun, Lehrer am Gymnasium Wertingen, berichtet im Interview von den Herausforderungen und Erfahrungen an seiner Schule.
Im vergangenen Schuljahr habt ihr an eurer Schule einen Makerspace eingerichtet. Wie habt ihr das gemacht?
Die Idee zu einem Makerspace gab es schon länger. Wir hatten auch schon zwei 3D-Drucker im Haus und haben jetzt einen Ort gesucht, den wir auch entsprechend erweitern können. Dabei haben wir im Keller einen Raum gefunden, der nur in Notfällen für Unterrichtszwecke verwendet werden kann. Und den durften wir nutzen. Das war dann der Startschuss dafür, dass wir jetzt wirklich einen Makerspace einrichten konnten. Die Schulleitung war einverstanden damit und dann haben wir als erstes unsere 3D-Drucker hier untergebracht.
Ihr habt den Raum gemeinsam mit Schüler*innen geplant und aufgebaut. Wie habt ihr eure Zusammenarbeit als Arbeitsgruppe organisiert?
Also die Schüler*innen waren hauptsächlich an dem Pilotprojekt beteiligt und weniger am Aufbau vom Makerspace selbst. Und unsere Zusammenarbeit: Die Kommunikation lief über schul.cloud. Das ist wie WhatsApp, nur eben datenschutzkonform für Schüler*innen und Lehrkräfte. Darüber haben wir uns organisiert. Wir haben uns mehrmals getroffen und zusammen überlegt, welches Projekt wir angehen wollen, was dafür alles notwendig ist, wie viel Zeit die Schüler*innen mitbringen können oder wann wir Lehrkräfte Zeit haben, um sie im Makerspace zu beaufsichtigen.
An welche Meilensteine erinnerst du dich besonders?
Der erste Meilenstein auf dem Weg zum Makerspace war die Anschaffung der 3D-Drucker. Es war großartig sowas einfach erstmal an der Schule zu haben und testen zu können. Der zweite große Meilenstein war das Finden eines geeigneten Raumes. Und dann folgten mit der Teilnahme am Pilotprojekt Start Your Makerspace natürlich gleich mehrere Meilensteine aufeinander, das Startevent, das Zwischenevent und vor allem natürlich die zwei Hackingtage, an denen wir das Projekt selbst so richtig angegangen sind. Und dann das Abschlussevent. Das waren tatsächlich absolute Highlights.
Weitere Meilensteine waren der Kauf eines Lasergravierers und das Anbringen unseres Makerspace Logos im neuen Raum. Schüler*innen eines P-Seminars hatten das Logo entworfen und im Raum groß an die Wand gemalt. Das war wichtig, um auch zeigen zu können, dass hier unser Makerspace entsteht.
Wo steht ihr jetzt?
Im Moment sind zwei 3D-Drucker im Raum, ein Lasergravierer mit einem Entlüfter und drei alte Nähmaschinen. Eine Couch, ein Arbeitstisch, mehrere normale Schultische und Stühle zum Arbeiten. Dann ein interaktiver Monitor und, ach ja genau, das wird auch noch ein Highlight in diesem Schuljahr: Eine große Schreinerei, ein Holzbauunternehmen aus dem Nachbarort, wird uns eine sehr hochwertige Holzwerkbank für vier Arbeitsplätze spendieren. Das ist dann aktuell alles, was drin ist.
Genutzt haben wir den Raum bisher mit unserer Arbeitsgruppe und zwei Projektseminaren. In meinem Projektseminar, das aber nur bis zum Halbjahr ging, haben wir vor allem Teile aus dem 3D-Drucker gedruckt für einen Mini-Marsroboter. Ein Kollege hat den Raum und den 3D-Drucker genutzt, um markante Gebäude unseres Ortes Wertingen in Miniatur zu drucken und auf eine Miniaturlandkarte zu stellen. Und zusammen haben unsere beiden Seminare mit dem Lasergravierer Lineale für Schüler*innen individuell beschriftet und verziert und bei einer Verkaufsaktion in der Pausenhalle angeboten.
Welche Herausforderungen sind euch auf dem Weg begegnet?
Im Nachhinein ist es alles gut gelaufen, aber anfangs war es natürlich schon eine wichtige Aufgabe, unseren Schulverein zu überzeugen, uns finanziell zu unterstützen. Alle Geräte, die wir bisher angeschafft haben, wurden vom Schulverein finanziert. Jetzt haben wir, wie gesagt, noch ein Partnerunternehmen, das uns eine Holzwerkbank spendet. Und wir werden auch versuchen, in Zukunft noch mehr Partnerunternehmen ins Boot zu holen. Aber die Überzeugungsarbeit im Schulverein war ein wichtiger Schritt. Auch den Raum zu finden, war natürlich eine Herausforderung. Das war Glück, dass wir ihn bekommen konnten.
Die nächste Herausforderung wird sein, die Möglichkeiten, die der Makerspace bietet, auch anderen Kolleg*innen schmackhaft und zugänglich zu machen. Im Moment sind es eigentlich drei, also mit mir vier, Kolleg*innen, die an dem Makerspace arbeiten und ein Großteil des Kollegiums weiß noch gar nicht viel davon, weil er eben noch sehr neu ist.
Was soll in eurem Makerspace als Nächstes passieren?
Zum einen versuchen wir jetzt noch, unser Projekt, unseren Vertikalgarten, soweit fertig zu bekommen, dass wir ihn dann bei unserem Schulfest der Öffentlichkeit präsentieren können. Und wir sind gerade dabei, das Sicherheitskonzept für den Makerspace noch ein bisschen auszuarbeiten und eine Sicherheitsausstattung wie zum Beispiel einen Feuerlöscher in den Raum reinzustellen. Fürs nächste Jahr sind schon zwei neue Geräte da, nämlich eine Textilpresse und ein Schneideplotter. Die werden noch im Makerspace aufgebaut werden.
Am Schulfest werden wir dann einen Tag der offenen Tür machen, an dem wir den Raum für alle Interessierten aus der Schulfamilie öffnen. Die Schüler*innen des Pilotprojekts werden da sein, werden die einzelnen Stationen und Geräte erklären, werden etwas zum Vertikalgarten sagen und zu Start Your Makerspace – vielleicht auch einen Ausblick geben auf die Wahlkurse, die es im nächsten Jahr rund um den Makerspace geben wird. Und wir werden schon mal kleine Give-Aways aus dem 3D-Drucker und aus dem Vinylplotter produzieren und am Schulfest verteilen.
Und zuletzt: Welchen Tipp würdet ihr gerne Schulen geben, die auch einen eigenen Makerspace einrichten möchten?
Ich glaube ein – ja, vielleicht der beste – Tipp ist: Auch gerne klein anfangen. Vielleicht findet man nicht gleich einen Raum, aber man schafft es, einfach mal einen 3D-Drucker zu finanzieren oder vielleicht auch gespendet oder gesponsort zu bekommen. Damit kann man dann zeigen, welche Möglichkeiten 3D-Druck bietet und man kann Schüler*innen, Schulleitung und andere Kolleg*innen davon überzeugen. Wenn dann die Leute auf den Geschmack kommen, dann wollen auch alle mehr. Dann kann man darauf aufbauen. So ist es bei uns auch: Wir versuchen natürlich immer, Geräte nicht einfach nur anzuschaffen, damit sie rumstehen. Sondern immer zu sagen: Es wird nächstes Jahr ein Projektseminar geben, das sich mit Textildruck beschäftigt, also brauchen wir dafür eine Textilpresse – oder es gibt einen Wahlkurs, der sich mit Robotik beschäftigt, und deshalb brauchen wir eben eine Werkstatt, in der man Robotik bauen kann. Und dann läuft es auch schon.
Georg Weichselbraun ist Lehrer für Englisch sowie Wirtschaft und Recht. Er interessiert sich besonders für 3D-Druck und Robotik, Holzwerken und kreatives Design.
Das Interview fand zum Ende des Schuljahres 2022/23 statt.