Unter einer Girlande mit Wimpeln in grün, orange, weiß und rot liegt eine bronzene, leicht angeschrägte, rechteckige Platte. Rechts auf der Platte steht Maker Woche 2020 Publikumspreis. Auf der linken Seite ist aus Schaltverbindungen ein Muster gezeichnet.

Alles auf Anfang – und neu gedacht

Wir lagen richtig gut in der Zeit. Und dann kam im April die Hiobsbotschaft: Viele Menschen in einem Raum, Workshops in der Gruppe, Hacks, die vorgeführt und angefasst werden können – das wird nicht gehen.

Es sollte das zweite Maker Festival in Berlin werden. Im Jahr zuvor, 2019, hatte das Festival Premiere. Wir haben viele gute Erfahrungen gesammelt und hatten viele Pläne, wie wir das zweite Maker Festival noch ansprechender für Jugendliche gestalten können. An Ideen mangelte es uns nicht und wir waren voller Tatendrang. Bereits im Februar dieses Jahrs stand das Programm für September fest, alle Programmbeteiligten hatten ihre Angebote zugesagt, die Foodtrucks waren gebucht, das Abendprogramm organisiert.

 

Im Hintergrund ist eine kleine Bühne aufgebaut. Sie besteht aus einem Podest, mehreren roten, grünen, orangenen und hellblauen Sitzwürfeln mit den verschiedenen Make Your School Symbolen darauf. Außerdem stehen zwei hellblaue Plakatwände mit der Aufschrift Maker Festival auf der Bühne. Im Vordergrund ist eine Filmstation mit Laptop und Bildschirm aufgebaut. Auf die Bühne sind mehrere Kameras gerichtet.
Die Bühne der Forum Factory Berlin wurde zum Livestream-Studio.

 

Der erste Schock saß tief, das kann ich nicht leugnen. Dennoch, wie wichtig der Maker-Spirit für die Gesellschaft ist, zeigte sich gerade in diesen herausfordernden Zeiten. Im Internet boomten plötzlich Anleitungen zum Bau eigener Schutzvisiere, Makerspaces produzierten am laufenden Band Hilfsmittel für den medizinischen Bereich, ja sogar die Bundesregierung organisierte einen deutschlandweiten Hackathon #wirvsvirus. Die Energie, die freigesetzt wurde, war überall zu spüren. So blieb uns auch unsere Energie, die uns antrieb, erhalten. Wir mussten sie lediglich umlenken. Nach sehr kurzer Zeit haben wir als Team entschieden: alles auf Anfang. Neu denken, neu konzipieren, digital umsetzen. Und die Ideen sprudelten wieder. Uns wurde schnell bewusst, welche Chancen eine digitale Veranstaltung mit sich bringt. Plötzlich waren wir nicht mehr auf Publikum beschränkt, das zum Festivaltermin in Berlin ist. Jugendliche und Interessierte aus der ganzen Republik (und darüber hinaus) konnten jetzt teilhaben an dem Event. Das wollten wir nutzen.

Aus Maker Festival wird Maker Woche

Eine Frau steht an einem Rednerpult auf einer kleinen Bühne und hält einen Vortrag. Neben ihr steht eine weiße Schaufensterpuppe, die ein weißen T-Shirt mit bunten Punkten trägt.
Designerin und IWssenschaftlerin Esther Zahn stellte ihre “Future Fashion” vor.

Uns war bewusst: Niemand wird sich an einem Samstag im September für sieben Stunden vor den heimischen PC setzen und einen Livestream des Festivals anschauen. Deshalb machten wir aus dem Festival kurzerhand eine Maker Woche: An vier Tagen sollte sich alles rund ums Maken und Hacken drehen. Zwei Stunden pro Tag als YouTube-Livestream mit Vorträgen und Mitmachangeboten für alle Maker*innen, Technikbegeisterten und kreativen Köpfen. Am Finaltag, dem Freitag, sollten die Prototypen der Jugendlichen im Rampenlicht stehen. Wir waren erstaunt, wie positiv unsere Programmbeitragenden auf das neue Konzept reagierten. Sie ließen sich sofort auf das Experiment ein. Besonders überzeugt hat sie, dass in der ursprünglich gebuchten Location die Übertragung stattfindet – sie präsentieren also auf der identischen Bühne (und nicht vom heimischen Wohnzimmer aus). Die Terminverschiebung war schnell geklärt und so stand nach kurzer Zeit bereits das Programm für die Maker Woche.

Ein Mann lacht in Großaufnahme. Er trägt eine Schildkappe, an der vorne eine technische Apparatur angebracht ist.
Wie man diesen Abstandsmesser-Hut baut und programmiert zeigen Paul und Michael von Creator Collective in ihrem Workshop.

Ein deutliches Anpassungsvermögen zeigten unsere Workshopleitenden von Creators Collective sowie Gosia Lehmann und Valerian Blos. Die geplanten Workshops ließen sich nicht einfach 1:1 in den digitalen Raum übertragen, zumindest nicht mit dem gleichen Spaßfaktor für die Teilnehmenden. Gemeinsam haben wir also neue Formate entwickelt, speziell für die Maker Woche. So entstanden Tutorials, die zum Nachmachen anregen: Mithilfe der Videos können Jugendliche einen Corona-tauglichen Hut programmieren und basteln, leitfähige Knete oder Bioplastik selbst herstellen. Selbst das Radioballett wurde zu einem Mitmach-Online-Hörspieltheater, bei dem die Teilnehmenden selbst die erzählte Geschichte durch eigene Handlungen zum Leben erwecken.

Wir feiern den Maker-Spirit!

Doch was wäre ein Festival ohne Festivalwiese? Austauschen, netzwerken, plaudern, abhängen, entspannen – das gehört bei einem guten Festival dazu! Hierfür haben wir eine digitale Festivalwiese bei Mozilla Hubs gebaut. In diesem virtuellen Raum konnten alle als Avatar auf uns, auf andere Interessierte, auf die Lehrkräfte, Mentor*innen, Netzwerkpartner*innen und Schüler*innen treffen und sich austauschen. Krönender Abschluss der Maker Woche war zudem eine rauschende, aber nicht verpixelte After-Show-Party bei Mozilla Hubs.

Zu sehen ist ein virtuelles Festivalgelände mit einem Pavillon, mehreren Bäumen, Autos und einer Sitzecke im Freien. Ein kleiner, blauer Roboter, der aus einem ovalen Körper und einem etwas darüber schwebenden Kopf besteht, steht in der Mitte des Bildes.
Die Festivalwiese bei Mozilla Hubs. Die Gäste konnten sich ihren Avatar selbst gestalten und sich virtuell austauschen.

Was aus der Not heraus geboren wurde entpuppte sich als spannende digitale Veranstaltung, bei der wir viel ausprobiert und dazugelernt haben. Der YouTube-Kanal von Make Your School ist quasi für die Maker Woche neu entstanden, Mozilla Hubs werden wir sicherlich auch in Zukunft nutzen. Das Format hat uns vor Herausforderungen gestellt, doch die Experimentierfreudigkeit und Aufgeschlossenheit, die alle an den Tag legten, hat uns immer weiter motiviert. Natürlich ist eine Präsenzveranstaltung – aus unserer Sicht – das schönste Format. Die persönlichen Gespräche, das Selbstausprobieren und Mitmachen, das ist für ein Festival dieser Art essentiell. Und trotzdem konnten wir mit der Maker Woche zeigen, dass man auch online zusammenkommen, gemeinsam feiern und kreativ sein kann und natürlich, dass der Maker-Spirit noch nie so wichtig war.

Was das nächste Jahr bringt? Es bleibt spannend! Wir sind jedenfalls bereit, neu zu denken.

Das ganze Programm der Maker Woche sowie die Video-Tutorials gibt es auf unserem YouTube-Kanal zum Nachschauen. Eindrücke von der Veranstaltung haben wir in einer Fotogalerie festgehalten.

ist als Projektmanagerin für die Betreuung von Schulen und Netzwerkhubs zuständig. Sie unterstützt zentral koordinierte Schulen und Regionalpartner*innen bei der Organisation der Hackdays, führt Trainings durch und kümmert sich um die Materialkoffer-Sets. Außerdem organisiert sie hauptverantwortlich das Maker Festival.